FW-Europaabgeordneter Engin Eroglu zu Gast in Koblenz
Koblenz. FREIE WÄHLER Koblenz hat zu den am 27.10.2019 stattfindenden Wahlen zum Beirat für Migration und Integration eine Liste mit neun Bewerbern aus acht Nationen aufgestellt. Aus Anlass dieser Beiratswahl besuchte der FREIE WÄHLER Europaabgeordnete Engin Eroglu am vergangen Freitag die Kandidatenvorstellung, welche unter dem Titel „Chancen und Probleme der Integration“ in den gut besuchten Räumlichkeiten der DRK Begegnungsstätte in Koblenz stattfand. Vor rund 50 Gästen forderte zunächst der stellvertretende FW-Bundesvorsitzende Gregor Voht, der eigens für diese Veranstaltung aus Lübeck angereist war, von der Europäischen Union eine stärkere Bekämpfung der Fluchtursachen. Dies soll durch eine nachhaltigere Entwicklungspolitik geschehen. Teil der Fluchtursachen ist für FREIE WÄHLER auch der Klimawandel, weshalb auch ein stärkerer Klimaschutz von den Mitgliedsstaaten gefordert wird, um Menschen in anderen Teilen der Welt nicht die Lebensgrundlagen zu entziehen. Gregor Voht ist überzeugt: „Eine nachhaltige Entwicklungspolitik gepaart mit einer wertebasierenden Handelspolitik ist Garant für eine friedliche und sichere Welt. Die Entwicklungspolitik kann den Nährboden für eine Radikalisierung der Menschen nehmen und Fluchtgründe beseitigen. So wird dem Extremismus, Terrorismus und der verzweifelten Suche vieler Menschen nach besseren Lebensumständen vorgebeugt. Jeder Mensch hat ein Recht auf seine Heimat und muss die Möglichkeit erhalten, dort sicher und friedlich in voller Selbstbestimmtheit leben zu können.“ Angesicht von derzeit rund 70 Millionen Menschen auf der Flucht sehen die FREIE WÄHLER dieses Ziel aber in immer weitere Ferne rücken. Fluchtursachen sind vielfältig und keineswegs nur auf kriegerische Konflikte wie in Syrien beschränkt. Es geht deshalb allgemein um die Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung, einen verstärkten Klimaschutz, gute Regierungsführung und den Erhalt der Lebensgrundlagen in allen Regionen dieser Welt. „Wir FREIE WÄHLER stehen für eine kontinuierliche Finanzierung durch die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ziel muss mehr Planungssicherheit durch einen eigenen Haushalt auf Ebene der Vereinten Nationen sein. Eine Unterfinanzierung der UN-Hilfsorganisationen durch zu wenig Mittel aus den Mitgliedsstaaten darf es nicht mehr gehen. Erst die prekären Situationen in den Flüchtlingscamps zwingen die Menschen zur Weiterflucht“, hält der FW-Bundesvize Voht fest.
Ein viel stärkeres Engagement der Vereinten Nationen fordert auch der FW-Europaabgeordnete Engin Eroglu, der das Thema Migration aus europäischer Sicht beleuchtete. Europa müsse die Folgen der Verschlechterung der Lage in den Herkunftsstaaten tragen, könne aber nur bedingt etwas zur Bewältigung der Krisen in den Ländern beitragen, aus denen die Flüchtlinge kommen. Zwar sei es richtig, dass die Exportnationen Europas ihre Handelspolitik hin zu einem wertebasierenden Handel umstellen müssen, der die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen in Afrika und andernorts stärker schützt und beachtet. Es sei auch richtig, dass zu wenig gegen das tödliche Schleppergeschäft unternommen werde und das Dublin Abkommen dringend reformiert gehöre. Engin Eroglu stellte aber auch klar, dass eine echte Bekämpfung der Fluchtursachen nur durch die Vereinten Nationen wirksam organisiert werden könne. Bei den Vereinten Nationen passiere aber in dieser Hinsicht viel zu wenig, da sich Länder wie China, USA oder Russland wechselseitig blockieren würden. Aus seiner Sicht sei es daher im Hinblick auf die nicht abreißende Migration nach Europa in Zukunft noch wichtiger, dass die Nationen Europas eine solide und zielgerichtete Integrationspolitik betreiben. Für Engin Eroglu, Sohn türkischer Einwanderer, bedeutet dies vor allem eins: das Erlernen der jeweiligen Heimatsprache. „Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, doch die deutsche Sprache lernte ich erst in der 2. Schulklasse. Der Grund dafür ist einfach: In dem Kindergarten in dem ich war, wurden alle ausländischen Kinder in eine Gruppe genommen. So blieben wir unter uns. Deutsch sprach da keiner. Diese Fehler der Gastarbeiterzeit der 70er und 80er Jahre dürfen sich nicht wiederholen! Die deutsche Sprache ist für in Deutschland lebende Migranten der Schlüssel zur Integration. Denn wer die Sprache nicht kann, wird am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen können.“
Ein Punkt, der für Pasquale Sicilia, Spitzenkandidat der FREIE WÄHLER Koblenz zur Wahl des Beirats für Migration und Integration, von wesentlicher Bedeutung ist: „Als ich aus Italien nach Deutschland kam, konnte ich nur gebrochen Deutsch. Ich musste dann schnell Deutsch lernen, damit ich überhaupt arbeiten konnte. Währen der Sprachkurse ist mir aufgefallen, dass es häufig nur die Männer waren, die den Sprachkurs besucht haben. Dies deshalb, weil deren Frauen zu selben Zeit zu Hause auf die Kinder aufgepasst haben. Dies führt dann dazu, dass in den Familien dann nicht auch deutsch, sondern nur die Muttersprache gesprochen wird, weil die Frauen nicht die Chance hatten die Sprachkurse zu besuchen. Das möchte ich ändern und fordere deshalb für Koblenz auch Sprachkurse mit Kinderbetreuung für Migrantinnen mit Kindern.“
Aus Sicht von der gebürtigen Kamerunerin Danniene Wété, Listenplatz 2 der FREIE WÄHLER Koblenz zur Wahl des Beirats für Migration und Integration, wird in Koblenz auch im Wohnbereich zu wenig für Migrantinnen mit Kindern getan. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es im
Studentenheim Koblenz nur sehr wenige Zimmer gibt, die auf die Wohnbedürfnisse von Studentinnen mit Kindern ausgelegt sind. Hier müssen dringend die Kapazitäten ausgebaut werden“, fordert die Beiratskandidatin Danniene Wété.
Für Feven Ande-Schaden, Listenplatz 3 der FREIE WÄHLER Koblenz zur Wahl des Beirats für Migration und Integration, sind gerechte und angemessene Wohnverhältnisse für Migranten in Koblenz generell ein Thema. Denn angesichts der Knappheit an bezahlbarem Wohnraum in Koblenz sei die adäquate Unterbringung ein ständiges Problem. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum könne helfen die Lage zu entspannen. Dies erfordere allerdings auch die Einsicht, entsprechende Baugrundstücke auszuweisen. Dafür möchte sich die gebürtige Eritreerin im Beirat für Migration und Integration einsetzen und als Migrantin, Erzieherin und Sozialpädagogin auch als Sprachrohr für Ratssuchende und als Vermittlerin zwischen unterschiedlichen Kulturen agieren: „Ich bin in Eritrea geboren und in Deutschland aufgewachsen. Ich lebe gerne in Koblenz, das ist mein Zu Hause. Ich möchte mich deshalb mit meinen Erfahrungen im Beirat für Migration und Integration einbringen, damit auch die neuen Migranten irgendwann sagen können: Koblenz ist mein zu Hause.“