Wefelscheid fordert Abkehr vom Prinzip „Schmusekurs“ in den Schulen hin zum Leistungsprinzip als Vorbereitung auf den beruflichen Werdegang.
Koblenz. Die Befragung von 553 Ausbildungsbetrieben in Rheinland-Pfalz hat ein erschütterndes Ergebnis gezeigt: 30,6 % der Betriebe konnten im vergangenen Jahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Die Zahl der offenen Azubi-Stellen hat sich seit 2010 auf rund 2600 verdreifacht. 58 % der Unternehmen sehen sich durch mangelnden Nachwuchs bedroht.
Dabei fehlt es gar nicht an Bewerbern: mehr als 73 % der befragten Unternehmen beklagen sich, dass sie keine „geeigneten Bewerbungen“ erhalten. Was heißt das? Die Antwort auf diese Frage ist mehr als ernüchternd: 64,4 % geben als Grund „fehlende Leistungsbereitschaft und Motivation“ an, 60,3 % „schwaches mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen“, 53 % „mangelnde Disziplin“. Die Situation ist so gravierend, dass inzwischen rund 35 % der Unternehmen auf eigene Kosten Nachhilfe für ihre Auszubildenden anbieten.
„Dieses Ergebnis ist eine schallende Ohrfeige für die katastrophale Schulpolitik der Landesregierung“ stellt Stephan Wefelscheid, Landesvorsitzender der FREIEN WÄHLER Rheinland-Pfalz, fest. „Die von SPD, Grünen und FDP geführte Landesregierung ist dabei, die Zukunft unserer Kinder zusammen mit der Zukunft unserer mittelständischen Betriebe zugrunde zu richten. Sie hat (nicht nur in diesem Punkt) völlig versagt.“
Bereits in ihrem Wahlprogramm zur letzten Landtagswahl hatten die FREIEN WÄHLER gefordert, dass die Schulen „personell und materiell so ausgestattet werden, dass sie auch der Bildungs- und Erziehungsaufgabe gerecht werden können.“ Dies ist aber, wie auch die jetzt vorliegenden Umfrageergebnisse deutlich machen, nicht geschehen. Die „schwarze Null“ beim Haushalt war der Landesregierung offenbar wichtiger als die dringend notwendigen Investitionen ins Schulsystem und damit in die Zukunft des Landes. Eine Änderung dieser Haltung ist derzeit nicht erkennbar. „Bei der nächsten Landtagswahl 2021 hat es der Wähler in der Hand, das Ruder herumzureißen“ sagt Wefelscheid. „Weiter auf politische Kräfte zu setzen, die sich als unfähig erwiesen haben, wäre fatal.“
Wefelscheid sagt auch klar, was sich nun dringend ändern muss: „Wir müssen eine Brücke schlagen zwischen einem arbeitsmarktbezogenen und einem humanistischen Bildungsideal: die Schule soll nicht nur Wissen und Können, sondern auch Herz und Charakter bilden. Wir FREIEN WÄHLER wollen unseren Kindern eine kulturelle Heimat und klare ethische Maßstäbe fürs Leben mitgeben. Unsere Gesellschaft braucht selbständig denkende, kritische aber auch engagierte und leistungsbereite junge Menschen, die bereit und in der Lage sind, Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen. Das erfordert natürlich Investitionen. Dies nicht zu tun, wird aber noch viel teurer!“
Bestärkt wird Wefelscheid durch die Äußerung von Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, die in einer eigenen Umfrage gleiche Ergebnisse erhielt: „Die Berufsausbildung ist die beste Medizin für den Fachkräftemangel!“ Wefelscheid ergänzt: „Die Wirtschaft darf aber auch erwarten, dass Schulabsolventen fehlerfrei Lesen, Schreiben und Rechnen können. Um diesen Standard wieder herzustellen wird unser Bildungssystem aber wieder verstärkt auf die gezielte Förderung der Kernkompetenzen Deutsch, Naturwissenschaften und Englisch setzen müssen. Wir müssen weg vom Prinzip „Schmusekurs“, hin zum Leistungsprinzip als Vorbereitung auf die schulische Laufbahn und das Leben.“
Auf dem Foto: FW-Landesvorsitzender Stephan Wefelscheid